Bericht von Nicolas Michael
Kurzbeschreibung: Drei Länder, drei Hauptstädte --- ein Fluß: Zwei Wochen auf der Donau von Passau über Wien (Österreich) und Bratislava (Slovakei) bis nach Budapest (Ungarn). Gesamtstrecke: 638 Km.
Streckenübersicht (11 Etappen, 638 Km) | |||
So, 17.08. | Anreise nach Passau mit der Bahn nachmittags | ||
Mo, 18.08. | 1. TV Passau - WSV Ottensheim | 82 Km | 3 Schl |
Di, 19.08. | 2. WSV Ottensheim - SC Union Wallsee | 50 Km | 2 Schl |
Mi, 20.08. | 3. SC Union Wallsee - RU Melk | 59 Km | 2 Schl |
Do, 21.08. | 4. RU Melk - Tullner RV | 71 Km | 1 Schl |
Fr, 22.08. | 5. Tullner RV - RV Donauhort Wien | 33 Km | 1 Schl |
Sa, 23.08. | Ruhetag in Wien | ||
So, 24.08. | 6. RV Donauhort Wien - SVK Auspic Bratislava | 68 Km | 1 Schl |
Mo, 25.08. | 7. Mosoni Donau Km 120,7 - Kimle | 52 Km | 1 Wehr |
Di, 26.08. | 8. Kimle - RC Györ | 52 Km | 0 Schl |
Mi, 27.08. | 9. RC Györ - KC Komarno | 46 Km | 0 Schl |
Do, 28.08. | 10. KC Komarno - RC Esztergom | 50 Km | 0 Schl |
Fr, 29.08. | 11. RC Esztergom - KC Spartacus Budapest | 75 Km | 0 Schl |
Sa, 30.08. | Ruhetag in Budapest | ||
So, 31.08. | Rückreise nach Berlin (Ankunft Berlin Mo früh) |
Die Idee, eine Ruderfahrt auf der Donau zu unternehmen, entstand bei uns bereits vor drei Jahren am
Ende der Prag-Berlin Ruderfahrt 2000: Flo schlug damals die Donau als
nächstes Ziel vor, da er gerne am Dom in Esztergom vorbeirudern wollte. Erstes Kartenmaterial für diese Strecke
besorgte ich so schon im Herbst 2000, aber bis zur Ruderfahrt sollte es noch drei Jahre dauern. Nun liegt die
Donau-Ruderfahrt bereits hinter uns. Leider konnte Flo nicht mitkommen, und so fanden sich Darius, Otto, Mojo,
Jonas und ich als Teilnehmer für diese Fahrt.
Im letzten großen Fahrtbericht der Frankreich-Ruderfahrt habe ich von dem großen Planungsaufwand berichtet, den eine solche Fahrt für den FL immer mit sich bringt. In diesem Jahr hielt sich dieser jedoch sehr in Grenzen: Zum einen ist die Donau natürlich ein für Ruderer gut erschlossenes Gebiet, und zum anderen hatten wir einen vorzüglichen Helfer aus Ungarn, der uns nicht nur ein Leihboot stellte, dieses zum Startpunkt brachte und am Zielpunkt wieder abholte, sondern auch noch sämtliche Quartiere auf dem ungarischen und slovakischen Teil der Strecke für uns organisierte: Manfred Klein --- ihm schonmal an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön!! Damit belief sich mein Anteil der Planung größtenteils lediglich auf die Etappeneinteilung und die Organisation der österreichischen Unterkünfte.
Wenn man die gemeinsame Anfahrt mitrechnet, so haben wir auf unserer Ruderfahrt sogar vier Hauptstädte
(und vier Länder) gesehen, denn am Vormittag des Sonntags, 17. August trafen wir (Mojo, Jonas, Darius und ich)
uns in Berlin auf dem Bahnhof Zoo, von wo es mit dem ICE zunächst nach Nürnberg ging. Für unsere 29minütige
Verspätung gab es dort erstmal eine Tasse Kaffee auf Kosten der Bahn. In Nürnberg stiegen wir dann in einen
EC nach Passau um, in dem wir Otto trafen, der von Krefeld aus angereist kam. Otto machte in diesem Zug bereits
die erste Bekanntschaft mit Pola: Du fährst doch bestimmt nach Wien? --- Volltreffer! Wo kann man
denn da abends hin gehen? Während der Zug in Passau in den Bahnhof einrollte, stellten wir uns seelisch
schon drauf ein, unsere Seesäcke 30 Minuten durch Passau zu unserem Quartier zu buckeln. Umso erfreuter waren
wir, als auf dem Bahnsteig plötzlich Manfred vor uns stand! Er parkte mit seinem Auto und dem Hänger direkt vor
dem Bahnhof, so daß wir ohne Schlepperei bequem mit ihm zum Bootshaus des TV Passau fahren konnten. Nachdem
wir uns dort in unserem Quartier, einem überdachten, viereckigen, aber dreiwandigen Vorraum eines Schuppens eingerichtet
hatten, machten wir uns alle auf den Weg in die Stadt. Beim Abendessen und einem Bier erzählte uns Manfred
von seinen Olympiasiegen und Weltmeistertiteln, bevor wir wieder zurück zum Bootshaus liefen und uns in unsere
Schlafsäcke kuschelten.
Am ersten Rudertag klingelte der Wecker um 05:30 Uhr, denn mit 82 Kilometern und drei Schleusen
stand die längste Etappe an. Nach dem Frühstück aus unserem Freßeimer verabschiedeten wir uns von Manfred
und brachten unser Boot zu Wasser. Das Bootshaus des TV Passau liegt an der Ilz, einen Kilometer vor der
Mündung in die Donau. Die Ilz, die schon am Vorabend wenig Wasser hatte, schien uns jetzt noch flacher.
Vorsichtig setzten wir das Boot, die Freia, ein und schoben es etwas von den Steinen am Ufer weg, um es im etwas tieferen
Wasser zu beladen. Um 07:45 Uhr ging es dann los. Problemlos gelangten wir auf dem flachen Fluß zur Donau.
Auch diese hatte kaum Strömung, die 8 km/h, die die Jübermann-Karte für Passau angibt, erreichte sie nichtmal
annähernd. Während 2002 das Jahr der Jahrhunderflut war, gab es in diesem Jahr kaum Regen. Ganz so schlimm
wie auf dem Rhein oder der Elbe, die man schon zu Fuß durchschreiten konnte, war es auf der Donau jedoch
nicht --- zum Rudern reichte der Wasserstand. Wir ruderten durch eine herrliche bergige Landschaft. Anfangs
war es noch ziemlich kalt und wolkig, aber ab dem Mittag wurde es dann heiß. Bei allen drei Schleusen
hatten wir Glück: Ruderboote werden auf der Donau nämlich nur zu jeweils drei festen Zeiten am Tag geschleust,
oder mit der Berufsschiffahrt zusammen. Bei der ersten Schleuse kam kurz nach uns ein Frachter, bei der zweiten
waren mehrere Sportboote da, und bei der dritten überholte uns zwei Kilometer vor der Schleuse ein großer
Dampfer, aber mit etwas mehr Druck schafften wir es noch, das Schleusentor rechtzeitig zu erreichen und
mitgeschleust zu werden. Viele Stellen zum Anlegen gibt es hier an der Donau nicht, aber genau nach der
dritten Steueretappe fanden wir in der Flußmündung der Kleinen Mühl den Anlegesteg eines Restaurants, an dem wir
festmachten und dort auf der Wiese picknickten (Premiere: Es gab hartgekochte Eier!). Wie üblich gab es unterschiedliche
Meinungen über die Dicke der Brotscheiben --- manchen waren die Bemmen, die ich schnitt, etwas zu dick. Außerdem
war auch Wurst und Käse am Stück nicht jedermanns Sache, die feineren Herrschaften unter uns bevorzugten
gepflegte Scheibchen auf ihren dünnen Schnitten... ;-) Nach der zweiten Schleuse wird die Landschaft plötzlich flach.
Auch die Sonne wollte nicht mehr so recht, denn hinter uns braute sich am Himmel schon etwas zusammen. Den
Steg des WSV Ottensheim erreichten wir noch im Trockenen, doch dann brach das Gewitter los. Innerhalb kürzester
Zeit waren wir klitschnaß --- aber umso mehr genossen wir anschließend die Dusche in dem tollen Bootshaus,
welches erst im Mai 2002 eingeweiht worden war. Trotz ihrer Länge und der geringen Strömung war die Etappe jedoch
gar nicht so anstrengend, wie zunächst befürchtet: Die Freia, ein leichtes C-Boot, das ehemals dem Berliner
Verein Hevella gehört hatte, lief trotz des Gepäcks (welches Dank Beschränkung auf das Wesentliche weniger war als
das teilweise in den Vorjahren der Fall war) erstaunlich gut. Zwar war sie ziemlich weich, aber sonst noch
gut in Schuß. Das einzige kleine Ärgernis war, daß sich die Rollbahnschienen auf backbord ständig verschoben
und sich auch nicht vernünftig festziehen ließen.
Nach dem Duschen wurde Abendessen gekocht --- dort, wo es Kochgelegenheiten gab, wollten wir diese auch nutzen.
Küchenchef Darius hatte für den Abend Spaghetti auf dem Speiseplan stehen. Nach dem Essen machten wir einen
Verdauungsspaziergang durch den recht hübschen Ort, bevor wir es uns auf den Matratzen, die es hier für uns
hab, bequem machten.
Da die Etappe nach Wallsee nicht so weit war, konnten wir am nächsten Tag bis um 07:30 Uhr ausschlafen.
Nach dem Einkauf und dem Frühstück mit frischen Brötchen, brachen wir auf. Nachdem wir
Folge 18 der Die Guten-Videos
gedreht hatten, brachten wir unser Boot zu Wasser, wobei wir einige Wespen aufweckten, die sich nach dem Regen
in unserem Kiel-oben lagernden Boot eingenistet hatten. Trotz Stich in Darius Fingerkuppe waren wir um kurz
nach zehn Uhr auf dem Wasser. Es war bewölkt und kühl mit leichtem Nieselregen,
der jedoch schnell wieder aufhörte. Die Strömung war deutlich besser als am Vortag, jedoch auch nicht viel
mehr als 3 oder 4 km/h. Nach der ersten Schleuse hinter Linz, die wir wieder mit einem Frachter zusammen passierten, wurde
es erneut sonnig und warm, und ein leichter Schiebewind kam auf. Bei Km 2115,7 fanden wir an einer kleinen Insel
einen hübschen Kiesstrand zum Anlegen für unsere Mittagspause (wieder Premiere: Delikateßgurken!). Auch das Wetter spielte mit: Obwohl es sich
nachmittags etwas zuzog, wurde es am späten Nachmittag wieder richtig sonnig. Nach der Ankunft im Donau-Altarm
von Wallsee, machten wir noch ein paar Push-ups auf der Wiese und gingen anschließend im Altarm schwimmen.
Trotz der geringeren Distanz war diese Etappe anstrengender als die zuvor --- wahrscheinlich, weil wir von
Anfang an dank Ottos Steuerkünsten mit Wasser im Boot ruderten.
Untergebracht waren wir heute im Clubraum des SC Union Wallsee (auch hier gab es wieder Matratzen!). Nach
dem Spaghetti-Kochen und -Essen folgte ein längerer Spaziergang, der uns durch Wallsee bis Sindelburg führte.
Ottos Frage Wo gibt's denn hier ne Eisdiele? sorgte bei den Bewohnern jedoch nur für schallendes Gelächter.
Schließelich gab es aber in dem Gasthof in Sindelburg oben auf dem Berg, von wo man einen schönen Blick über
das Land gehabt hätte, wenn es nicht schon dunkel gewesen wäre, doch noch ein Eis für die Welle, die Otto
übernommen hatte.
Zur dritten Etappe nach Melk klingelte der Wecker wieder um 07:00 Uhr --- in etwa der Zeit, zu der wir
auch an den meisten anderen Tagen aufstanden. Nach dem Frühstück in der Sonne gelangten wir auf dem Altarm
wieder in die Donau, welche anfangs noch etwas Strömung hatte, die jedoch schnell nachließ. Nach einigen
Kilometern wurde die Landschaft wieder bergig --- ein herrlicher Blick vom Boot aus! Da die erste Schleuse
um 12:00 Uhr eine Sportbootschleusung hatte, wir es jedoch bis um 12:00 Uhr nicht ganz schaffen würden, riefen
wir bei der Schleuse an und baten den Schleusenwärter, noch ein wenig auf uns zu warten, was dieser auch
tatsächlich machte. Nach vier Kilometern kräftigem Rudern erreichten wir gegen 12:15 Uhr die Schleuse und
konnten sofort mitschleusen. Überhaupt fiel auf, wie freundlich alle Schleusenwärter auf der Donau immer
waren! Kurz hinter der Schleuse machten wir am linken Ufer an einem Kiesstrand Mittagspause, die wir jedoch
leider ein paar Mal unterbrechen mußten, da Schiffe vorbei fuhren und wir Angst hatten, die Wellen könnten das
Boot gegen das Ufer drücken und beschädigen --- also legten wir zweimal ab, warteten die Wellen ab und legten anschließend wieder an.
Während der Pause wurde es sehr heiß, Schatten gab es an dieser Stelle leider kaum. Auch nach der Pause
schwitzten wir beim Rudern ordentlich, die Sonne brannte erbarmungslos auf uns herunter. An der zweiten
Schleuse, die wir gegen vier Uhr erreichten, mußten wir etwa eine Stunde warten, um mitgeschleust zu werden,
was uns aber nichts ausmachte, da wir die Zeit für eine entspannte Pause auf der Wiese nutzten. Schon beim
Einfahren in die Schleuse hat man einen schönen Blick auf das Stift Melk, und so wollten wir nach dem
Anlegen bei der RU Melk gleich in die Stadt gehen. Leider war niemand im Bootshaus, und auch telefonisch
konnte ich unter der Nummer, die ich hatte, niemanden erreichen. Im Schaukasten am Bootshaus hing ein
Zettel mit Telefonnummern, doch diese waren in so fetten, roten Buchstaben gedruckt, daß ich sie nicht gesehen
habe... Glücklicherweise entdeckten die acht anderen Augen der Mannschaft diese Nummern, und so kam nach
einer halben Stunde ein Frau, die uns das Bootshaus aufschloß. Um das Tageslich noch auszunutzen, gingen wir
diesmal ungeduscht in den Ort, in dem es sogar eine ganze Menge Eisdielen gab, von denen wir uns gleich für
die erste entschieden. Ich bestellte mir drei Kugeln, und zwar Haselnuß, ... --- wobei ich nicht bedachte,
daß die Österreicherin bei und zwar stattdessen und zwoa verstand und mir gleich zwei Haselnußkugeln
gab, von denen ich aber nur eine bezahlte (mir wurde erst hinterher klar, warum sie plötzlich vier Kugeln von
mir kassieren wollte, und weigerte mich daher, die vierte zu bezahlen).
Der Rundgang durch die sehr schöne Stadt führte uns durch die Fußgängerzone hoch zum
Stift Melk. Während Otto in den Stiftsgarten einbrach, machten wir uns auf den Rückweg. An einer Hauswand
erinnerte eine Markierung an ein Hochwasser vom 15.08.1501 --- kaum zu glauben, daß das Wasser damals etwa
8 Meter höher Stand als heute. Zurück im Verein kochten wir in der provisorischen Küche des
hochwassergeschädigten Bootshauses Reis mit Gemüse. Um mal etwas anderes als immer nur Leitungswasser zu
trinken, gönnten wir uns dazu etwas Mezzo Mix, Cola und Wein. Nach längeren Unterhaltungen legten wir uns
dann gegen 23:00 Uhr schlafen.
Am nächsten Morgen regnete es etwas. Als wir jedoch mit dem Frühstück fertig waren, hatte auch der Regen
aufgehört. Die Etappe nach Tulln fing zwar noch wolkig an, aber schon nach einer Stunde lachte wieder
die Sonne am Himmel. Dank eines leichten Windes war es nicht mehr ganz so stechend heiß wie am Tag zuvor. Die
Strömung war dafür wieder etwas deutlicher spürbar, und die Strecke führte uns durch eine herrliche
Berglandschaft, vorbei an vielen Burgen, die zu beiden Seiten der Donau auf den Felsen saßen. Ein entgegenkommender
Frachter zwang uns wieder zum anhalten. Die Wellen waren jedoch gigantisch --- das hatten wir zuvor noch nie
erlebt! Obwohl wir parallel zu den Wellen lagen, mußten wir ganz schön aufpassen. Auch mehrere Minuten nachdem
das Schiff uns passiert hatten, hielten die Wellen noch an und bauten sich immer mehr auf: Die Höhe der Wellen
betrug locker 1,50 Meter vom Wellenberg zum -tal! Nachdem die Wellen endlich abgeklungen waren, konnten wir
weiterrudern. Nach der zweiten Steueretappe bei der Ortschaft Krems verschwanden die Berge plötzlich, und die Landschaft wurde flach,
auch die Strömung ließ stark nach. Bei km 1994,0 am rechten Ufer legten wir für unsere Mittagspause am Steg
eines Segelclubs an. Das Restaurant nutzten wir nicht, da wir unseren Proviant mit sehr leckerem Brot ja
wie immer dabei hatten, gönnten uns aber am Ende der Pause (nachdem der Käptn am Steg ein paar Affensprünge
aufgeführt hatte...) ein Eis. Bevor wir ablegten, schöpften wir noch ein wenig Wasser, denn --- na wer wohl?
--- hatte mal wieder eine Welle übernommen. Der Schleusenwärter bei der Schleuse Altenwörth war besonders
nett und schleuste uns sogar völlig alleine, da zur Zeit kein anderes Schiff da war. Damit war dies nun schon
unsere achte Schleuse in Folge, bei der wir problemlos geschleust wurden. Zwar wäre das Umtragen auch möglich,
schließlich gibt es sogar Bootswagen, aber da man bei manchen Schleusen gleich zweimal umtragen muß, ist
das Schleusen natürlich bequemer. Außerdem sind die Schleusen wegen ihres großen Höhenunterschiedes und der
gigantischen Schleusentore durchaus imposant! Nach der Schleuse ging es weiter
bis nach Tulln, das Ufer bis dort ist ziemlich uninteressant. Der Tullner RV, gelegen an der Großen Tulln
ein Kilometer flußauf von der Donau, hat ein sehr hübsches Bootshaus, in dessen Bootshalle, wie auch in vielen
anderen auf dieser Fahrt, wieder einmal geklinkerte Rennboote lagen. Nach dem Abendessen --- diesmal gab es
Kartoffelpüree mit Würstchen, Senf und Delikateß-Gurken --- gingen wir in den Ort (bzw. wurden glücklicherweise
von zwei Ruderern im Auto mitgenommen, denn der Weg ist ziemlich weit). Der Hauptplatz des Orts ist ganz schön,
drumrum jedoch nicht viel los. Nachdem wir uns bei einer Eisdiele mit einer tollen Auswahl von Eissorten ein
leckeres Eis gegönnt hatten, beobachteten wir die Tullner Jugend, wie sie im Auto um den Parkplatz des Hauptplatzes
heizte. Anschließend machten wir uns durch den Wald auf den Rückweg zum Verein, wo wir mit einem Bier am
Steg den Abend gemütlich ausklingen ließen. Autan gegen die Mücken brauchten wir dabei nicht, denn die
stachen glücklicherweise immer nur Mojo...
Am nächsten Tag stand mit 33 Kilometern nur eine halbe Ruderetappe an, was jedoch nicht verkehrt war,
denn schließlich ging es heute nach Wien, und dort wollten wir schon etwas mehr Zeit haben. Also
standen wir auf wie immer und waren um kurz nach zehn auf dem Wasser. Zum ersten Mal war es heute schon
morgens ziemlich heiß. Die Etappe war ziemlich langweilig, am flachen Ufer gab es praktisch nichts zu sehen.
Bei der Schleuse Greifenstein war die Sprechanlage defekt, so daß wir uns leider nicht zum Schleusen anmelden
konnten, doch beim vorsichtigen Versuch, nach einem Frachter in die Schleuse einzufahren, wurden wir sofort
unfreundlich aufgefordert, unverzüglich den Schleusenbereich zu verlassen. Da blieb uns nichts anderes übrig,
als den einen Kilometer zur Umtragestelle wieder hochzurudern und das Boot dort umzutragen. Glücklicherweise
war auch hier ein Wagen vorhanden, so daß das Umtragen kein Problem darstellte. Nach dem Umtragen erreicht man
einen schönen Altarm mit herrlich klarem Wasser, muß aber leider am Ende des Altarms noch ein zweites Mal
umtragen, da dieser keine Verbindung mehr zur Donau hat. Gegen 14:00 Uhr erreichten wir das Bootshaus des
WRV Donauhort in Wien. Da wir eine Stunde zu früh da waren --- wir wurden erst für drei Uhr erwartet --- nutzten
wir die Zeit zum Essen. Nachdem dann jemand vom Verein gekommen war, wir geduscht, unsere dreckigen Sachen
gewaschen und zum Trocknen in die Sonne gehängt hatten, machten wir uns mit der Tram auf den Weg in die
Innenstadt. Am Ring entlang, vorbei am Rathaus, Parlament und der Oper, zogen wir zum
Stephansdom. Hier hatten wir uns per Handy mit Stefan von
Den Guten verabredet, der seit anderthalb Jahren in Wien lebt.
Stefan führte uns durch die Innenstadt --- viel besser, als wir es mit einem Reiseführer hätten schaffen
können. Schließlich ließen wir uns im Bermuda Dreieck in einem Restaurant zum Essen nieder. Ottos Bestellung
eines Ottakringers wurde vom Kellner gleich mit einem Wir führen hier nur Qualitätsbiere!
abgeschmettert, worauf anschließend, immer wenn der Kellner wieder vorbei kam, spitze Bemerkungen über die
Qualitätsspeisekarte usw. ausgetauscht wurden. Für den Abend hatte Otto ein weiteres Treffen organisiert:
Pola aus dem Zug und eine weitere Freundin wollte sich am Stephansdom mit uns treffen. Zu acht fuhren wir dann
von dort mit der U-Bahn zum Sunken Island, wo wir uns auf Empfehlung unserer einheimischen Führerinnen in die
Summer Lounge begaben, um dort bis nach Mitternacht zu tanzen. Stefan verabschiedete sich bereits kurz
vor Mitternacht, Otto trennte sich kurz danach von uns, und wir liefen nun noch zu viert über Sunken Island,
schauten noch in The Club rein und machten uns dann auf unseren gut einstündigen Heimweg zu Fuß entlang
der Donau, um dann um drei Uhr auf die Isomatten zu fallen.
Ausschlafen --- Ruhetag in Wien! Nach dem Frühstück um neun Uhr, zu dem es zur Feier des Tages sogar
Joghurt gab, machten wir uns (zu viert, Otto war noch nicht da) auf den Weg in die Stadt. Am Rathausplatz
stiegen wir wieder aus, liefen ein wenig den Ring entlang und durch die Innenstadt zum Stephansdom. Bei
Zanoni + Zanoni gab's auf Stefans Empfehlung sehr gutes Eis, anschließend gingen wir weiter zum
Hundertwasserhaus und dann zum Prater, wo wir uns am großen Riesenrad wieder mit Stefan trafen. Zusammen mit ihm
ging's dann zum Karlsplatz (hier kauften wir als Dankeschön für seine Bemühungen unserem Ungarn-Organisator
Manfred eine gute Flasche Rotwein). Als ein besonderes Highlight der etwas anderen Art präsentierte uns Stefan
dann den Naschmarkt --- schade, daß es einen so tollen Markt in Berlin nicht gibt! Hier fiel es uns wirklich
schwer, an den vielen verlockenden Ständen vorbeizulaufen, ohne etwas zu kaufen... Danach führte uns Stefan an vielen Botschaften
vorbei zum Cafehaus Griensteidl, in dem wir recht lange saßen, uns unterhielten und Postkarten schrieben.
Anschließend genossen wir nach dem vielen Laufen auch am Rathausplatz noch eine ruhige Pause am Brunnen, bevor wir mit der Tram 37 zur Hohen Warte
fuhren --- hier waren wir mit Bekannten von Darius verabredet, um zusammen zu einem Heurigen zu gehen. Die
Atmosphäre dort war phantastisch, ebenso das Essen und die Getränke! Ein würdiger Abschluß unseres Wien-Besuchs,
bei dem wir die Eindrücke, die diese wunderschöne Stadt mit ihrem Leben, ihren Bauwerken und ihrer gesamten
Ausstrahlung bei uns hinterlassen hat, noch einmal sacken lassen konnten. Nach dem reichhaltigen Essen
verabschiedeten wir uns von Stefan und Darius Bekannten und liefen den Berg hinab zu unserem Ruderclub. Wenig
später kam auch Otto, nachdem Mojo und Jonas schon Ching-Chang-Chong um seine Isomatte gemacht hatten...
Die Etappe nach Bratislava gehörte mit ihren 68 Kilometern zu einer der längeren der Tour. Bratislava,
seit 1993 die Hauptstadt der Slovakei, übte schon Wochen zuvor auf mich einen besonders großen Reiz aus ---
wahrscheinlich, weil ich bei dieser Stadt am wenigsten wußte, was uns hier erwarten würde. Die Vorfreude wurde
besonders auch durch das Donau-Handbuch, welches von dieser Stadt schwärmt, verstärkt. Ohnehin war
dieses Donau-Handbuch während der gesamten Fahrt durch die Slovakei und Ungarn stets ein treuer Begleiter:
Sehr schön, wenn auch machmal in arg langen Sätzen, wurde die Geschichte der Städte beschrieben, durch welche
die Donau hier fließt. Um also möglichst viel Zeit für Bratislava zu haben, wollten wir früh aufstehen und
die Strecke ohne Mittagspause am Stück runterreißen. Der Wecker klingelte um 06:30 Uhr. Zum Frühstück gab's
heute nur Brot, die Geschäfte hatten Sonntag früh hier zu. Vor dem Ablegen wurden schnell noch ein paar
Bemmen für zwischendurch geschmiert, dann ging es um 08:30 Uhr aufs Wasser. Für die Schleusung bei der
Schleuse Nußdorf zum Donaukanal hin hatten wir uns bereits am Freitag Nachmittag angemeldet --- leider war
der frühestmögliche Zeitpunkt erst um 08:45 Uhr --- wir hätten gerne schon früher geschleust.
Aber als wir vor der Schleuse lagen, wurden wir auch wirklich pünktlich
geschleust, auch wenn der Schleusenvorgang hier ziemlich lange dauert. Durch den Donaukanal ruderten wir
am Rand des Stadtzentrums entlang, vorbei an der Hundertwasser - Müllverbrennungsanlage. Als wir den Schwedenplatz
passierten, stand zu unserer Überraschung Stefan dort, der uns zuwinkte und ein paar Bilder von uns schoß.
Am Ende des Donaukanals gelangten wir wieder auf die Donau; schon im Donaukanal hatten wir ordentliche
Strömung, aber hier auf der Donau war die Strömung endlich mal so, wie es in der Karte stand: An manchen
Stellen waren es sogar bis zu 10 km/h! Obwohl es teilweise recht windig war und der Wind auch von vorne kam,
blieb das Wasser sehr ruhig und wir kamen dank der Strömung sehr flott voran. Die Etappe ansich ist nach Wien nicht
sonderlich interessant. Den einzigen landschaftlichen Höhepunkt bildet die Ungarische Pforte bei Devin:
Und wenn auch der Kraftakt an der Porta Hungarica nicht mit dem Aufwand zu vergleichen ist, den der Strom
am Eisernen Tor treiben muß, bei weitem nicht, so überwindet er doch anscheinend ganz mühelos ein Hindernis,
das zu passieren für Menschen, die an seinen Ufern lebten, oftmals eine schwierige und gefährliche Gratwanderung
darstellte. Denn seit dem frühen Mittelalter ist die kulturelle Grenze zwischen Mitteleuropa und dem Balkan
durch diesen Engpaß symbolisiert, an dem die Donau ihren Lauf in einem rechtwinkligen Knick von Nordost auf
Südost ändert. (Donau-Handbuch 3, S. 9) Bevor man jedoch die Ungarische
Pforte erreicht, passiert man den österreichischen und den slovakischen Zoll. Dem österreichischen Zollbeamten
war wohl langweilig, denn er winkte uns heran, als wir an seinem Zollhaus vorbeitreiben wollten, und kontrollierte
unsere Ausweise. Der slovakische Beamte hingegen konnte nur mit Mühe dazu bewegt werden, uns überhaupt zu
bemerken und durch ein Zucken des Kopfes zu verstehen zu geben, daß er kein Interesse an uns hat. Um 13:25
Uhr kamen wir dann in Bratislava an --- der Ruderclub SVK Auspic liegt direkt gegenüber der Burg und der
Altstadt am anderen Donau Ufer. Als wir das Boot entluden, begrüßte uns eine slovakische Frau, die sehr gut
deutsch sprach. Sie verständigte telefonisch ihren Bruder, der zugleich der Vize-Präsident des Vereins war.
Während wir auf sein Erscheinen warteten, zogen wir uns schonmal um, und ich las der Crew vor, was das
Donau-Handbuch alles über Bratislava und seine Geschichte wußte. Als dann endlich ein Mann kam und ich ihn
fragte, ob er der Präsident sei, antwortete er auf deutsch, Nein, ich bin indifferent und ging weiter.
Gegen 15:00 Uhr kam der richtige Präsident endlich, ein sehr freundlicher, gemütlicher und langsamer Mensch,
und schloß uns auf. Nachdem wir unsere Seesäcke in den Kraftraum des Vereins gestellt hatten, machten wir uns
über die moderne Brücke auf den Weg aufs andere Donau-Ufer zur Innenstadt. Als erstes erklommen wir die Burg,
von der man einen tollen Blick auf die Donau und die Stadt hat. Von hier ist auch zu erkennen, daß sich am
anderen Ufer hinter dem Ruderclub ein riesiges Plattenbau-Viertel erstreckt, welches vom Wasser aus (zum Glück)
nicht zu sehen ist. Von der Burg machten wir uns auf den Weg zur Michaelergasse und dem Michaelertor. Auf dem
Boden im Torbogen sind die Entfernungen zu anderen Großstädten angegeben: Demnach ist Berlin gerade einmal
555 Km entfernt, Budapest nur 165 Km. Die
gesamte Altstadt ist hier eine Fußgängerzone und, auch wenn es etwas touristisch hier ist, ist der Charme
der Innenstadt mit ihren schönen, herausgeputzen Häusern, den kleinen Gassen und den zahllosen Cafes und
Restaurants beeindruckend! Weiter führte uns unser Stadtspaziergang zum Nationaltheather, an welches sich ein
herrlicher Boulevard anschließt, der auf die moderne Brücke über die Donau zuführt. Obwohl die Stadt nur
eine halbe Million Einwohner zählt, braucht sie sich
hinter anderen Hauptstädten keineswegs zu verstecken! Nach einem Eis und dem Besuch eines Cafes machten wir
uns wieder auf den Weg zum Club, um erst einmal zu duschen. Danach gingen wir wieder in die Stadt, um im
Restaurant Archa zu essen. Das Essen war hervorragend und kostete inkl. Nachtisch, Getränke und Eis nur
läppische neue Euro pro Nase. Weil's uns in Bratislava so gut gefiel, tranken wir anschließend noch einen
Cocktail im Velki Frantiskani und machten uns dann auf den Heimweg. Darius und ich versuchten zuvor
jedoch noch vergeblich, einen Supermarkt für den nächsten Morgen ausfindig zu machen, aber anscheinend gibt
es so etwas zumindest in Laufentfernung des Rudervereins nicht...
Am nächsten Tag stand die Etappe auf der Mosoni-Donau nach Kimle an: Auf Empfehlung von Manfred
hatte ich mich dafür entschieden, hinter Bratislava nicht die eigentliche Donau, sondern einen kleinen Nebenfluß,
die Mosoni-Donau zu rudern, welche sich in unzähligen 180 Grad - Kurven durch die Wiesen schlängelt, bis sie
nach 120 Kilometern bei Gonyü wieder in die Donau mündet. Nach dem Frühstück --- leider schon zum zweiten Mal
in Folge ohne frische Brötchen --- warteten wir vor dem Bootshaus auf Manfred. Obwohl es sonnig war, war es
dank des Windes noch recht frisch. Gegen 09:00 Uhr kam Manfred mit dem Hänger angefahren: Die Mosoni-Donau ist
nämlich leider nicht direkt von der Donau aus erreichbar, sondern wir mußten das Boot verladen, ein paar Kilometer
über die Grenze nach Ungarn fahren und das Boot dort einsetzen. Auf der Fahrt Richtung Ungarn irrten wir dank
einer Straßensperrung zunächst ein wenig durch das Plattenbau-Viertel von Bratislava, das jedoch aus der Nähe
nicht mehr ganz so abschreckend aussah wie von der Burg aus. Schließlich gelangten wir auf die richtige Straße
und waren kurz darauf in Ungarn. Um halb elf waren wir dann mit unserem Boot auf der Mosoni-Donau: Der Fluß
ist hier kaum mehr als zehn Meter breit und hat eine ganze Menge Strömung. Mit einem Affentempo düsten wir um
die engen Kurven, vorbei an quer liegenden Bäumen, Gestrüpp und anderen Hindernissen (Folge 19)! Eine wahre Herausforderung
für den Steuermann --- so macht steuern sogar richtig Spaß! Nach 20 Kilometern ist der Fluß dann nicht mehr
ganz so reißerisch, schlängelt sich aber noch immer durch Wälder und Wiesen. An einer Wiese in Mosonmagyarovar
(hier stehen einige sehr noble Wohnhäuser!),
wenige Meter vor dem dort ansässigen Ruderverein, machten wir Mittagspause. Da wir heute viel Zeit hatten,
gönnten wir uns eine etwas ausgiebigere Pause als sonst. Nach dem Essen und einer Verdauungspause gingen wir
in der Strömung schwimmen --- das Wasser ist hier sehr klar und herrlich erfrischend. Ein paar Meter weiter
konnte man von einem Baum an einem Seil ins Wasser schwingen. Nach gut zwei Stunden brachen wir wieder auf und
ruderten die letzten Kilometer bis nach Kimle, wobei wir bei einem kleinen Wehr noch umtragen mußten. Bei
Manfred in Kimle angekommen legten wir das Boot auf sein Grundstück und ließen uns von ihm zu dem Haus einer
Bekannten führen, in dem wir übernachten konnten, da er bei sich zur Zeit Gäste hatte. Da es in dem kleinen
Ort kein Restaurant gab und der Einkaufsladen bereits geschlossen hatte, mußten wir die Reste unserer Vorräte
essen: Außer Brot gab es Reis mit Honig --- eine interessante, aus der Not heraus geborene Kombination, die erstaunlich gut schmeckte!
Nach dem Essen tranken wir noch einen Becher Stierblut-Rotwein aus dem Kanister, den uns Manfred
hingestellt hatte, und hörten ein wenig Musik über Jonas iPod. Als Vorgeschmack auf morgen durfte das
Donau-Handbuch über die Geschichte von Györ berichten. Nachtem wir den eindrucksvollen Sternenhimmel, den man
hier so gut sehen konnte wie sonst nur ganz selten, bestaunt hatten, machten Darius und ich uns auf zu einem
kleinen Nachtspaziergang durch den Ort, wobei wir ein süßes Postamt entdeckten und feststellten, daß Kimle
doch deutlich größer ist, als wir zunächst dachten. Zurück im Haus sang uns Udo als
Gute-Nach-Lied aus dem iPod Weißt Du wieviel Sternlein stehen? vor, und wir fielen in tiefen Schlaf... ;-)
Zum Frühstück gab es heute leckeres ungarisches Weißbrot. Auf der Wiese vor dem Haus war es noch so frisch,
daß man sich sogar einen Pulli überziehen mußte. Kurz nach neun stachen wir dann in See in Richtung Györ: Der Fluß wird hier
etwas breiter und ist nicht mehr ganz so verwachsen wie am Anfang, auch die Strömung läßt merklich nach. In der
Nähe von Dunaszentpal sitzen tausende von Enten auf den Stöcken am Ufer oder schwimmen im Fluß umher. Hier hat
es angeblich mal eine Entenfarm gegeben, nach deren Auflösung sich die Enten nun selbständig gemacht haben.
Anlegestellen sind recht rar, aber in Dunaszeg konnten wir an Land gehen. Vor Györ wird die Mosoni-Donau dann
sehr flach, bis man schließlich Györ erreicht. Bis wir das Boot aus dem Wasser nehmen konnten, mußten wir jedoch
noch fast eine halbe Stunde warteten, da wir wohl gerade die Zeit erwischt hatten (15:00 Uhr), zu der der hier ansässige
Verein, der älteste Ruderclub Ungarns, seine Trainingszeit hat und ein Boot nach dem anderen zu Wasser bringt. Das Bootshaus, das von außen sehr schick
aussieht, ist innen jedoch ziemlich ranzig. Auch die Boote sind alt und heruntergekommen, nur die Skulls
sind neu. Nachdem wir angelegt und unser Boot herausgeholt hatten, liefen wir in die Stadt. Auch in Györ sind
die Häuser in der Altstadt alle fein herausgeputzt. Nach einem Eis in der Fußgängerzone liefen wir bis zum
Rathaus. Auch dieses ist ein beeindruckendes Bauwerk --- schon wieder eine Stadt, von der wir komplett begeistert
sind! Nachdem wir ein paar Lebensmittel bei Kaiser's (gibt's auch hier!) eingekauft hatten, tranken
wir einen Kaffe im Club 96,4 des lokalen Radiosenders, bevor wir uns im nahe gelegenen Paradiso
etwas zu Essen bestellten. Das Essen war hier sehr gut, nur der Wein war etwas mittelmäßig. Da wir im Ruderclub
in Györ nicht übernachten konnten, holte uns Manfred wieder aus der Stadt ab, um uns nach Kimle zu bringen.
Als er mit seiner Frau zusammen zu unserem Restaurant kam, gingen wir alle gemeinsam noch einmal in den Keller des Club 96,4
und tranken dort noch jeder ein Glas, bevor wir wieder nach Kimle aufbrachen.
Nach dem Frühstück in der Sonne auf der Wiese vor unserem Haus in Kimle holte uns Manfred wieder ab, um uns nach Györ zu fahren, wo die
Freia auf uns wartete. Nächstes Etappenziel sollte Komarno sein. Schon um 10:00 Uhr zeigte das Thermometer des Autos 27,5 Grad an. Die restliche
Strecke auf der Mosoni-Donau ab Györ ist langweilig und uninteressant. Etwa ein Kilometer, bevor sie in die
Donau mündet, haben sich die Ungarn nochmal etwas einfallen lassen, um die Sache etwas spannender zu gestalten:
Ein quer im Fluß liegendes Frachtschiff wird als provisorische Brücke benutzt, rechts davon befindet sich eine
schmale Durchfahrt, in der aufgrund der Enge das Wasser recht flott durchströmt --- hier ist Steuertalent
gefragt! Aber Darius meisterte diese Situation problemlos, und so kamen wir ohne Schaden auf die große Donau.
Da die Donau hier nicht mehr aufgestaut ist, macht sich der niedrige Wasserstand optisch mehr bemerkbar, als
dies in Österreich der Fall war: An beiden Ufern erstrecken sich hier lange Kiesbänke, die zugleich auch
ideale Anlegestellen darstellen und der Donau, die hier durch flaches Land fließt, zu einem reizvollen Anblick
verhelfen. Die Donau ist bis kurz hinter Esztergom Grenzfluß zwischen der Slovakei (linkes Ufer) und Ungarn
(rechtes Ufer). Bei Km 1782,0 war unsere dritte Steueretappe um, und es war Zeit für die Mittagspause. Wir
entschieden uns für die ungarische Seite, die hier sehr schön ist und etwas mehr Schatten zu bieten hat als
die slovakische. Nach dem Schwimmen in der Donau, die hier sehr klar ist, entstand die Foto-Serie
Flagge-in-der-Donau. Eigentlich hätte hier eine der genialsten Folge der
Die Guten - Videos enstehen können, aber daraus wurde
leider nichts. Unser Etappenziel in Komarno, der dortige Kanuclub, befindet sich auf der slovakischen Seite
an der Vah, die in
Komarno in die Donau mündet, etwa drei Kilometer flußauf, wobei vor allem auf dem ersten Kilometer
doch einiges an (entgegenkommender) Strömung ist. Das Bootshaus ist sehr modern und schick und wirkt beinahe wie ein Hotel. Als
Unterkünfte hatten wir zwei Zimmer, jeweils mit Dusche, Toilette und Balkon! Nur die Möbel fehlten noch, so
daß wir wieder unsere Isomatten brauchten. Die Athleten, die dort herumliefen, hatten alle Meter-breite
Schultern, nur die Beine wirkten etwas dünn... Nach dem Duschen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt:
Das Rathaus ist sehr schön, auch die Innenstadt ist ganz nett, aber nicht vergleichbar mit Györ oder
Bratislava. Insbesondere gab es hier auch eine ganze Reihe von Häusern, die ziemlich heruntergekommen aussahen.
Ganz witzig ist jedoch eine Reihe von Häusern, die sich hinter denen in der Fußgängerpassage befinden: Sie
sind neu gebaut, aber architektonisch etwas ausgefallen. Wir konnten uns nur nicht ganz einigen, ob diese
Häuser nun schön oder doch vielleicht eher kitschig sind...
In der Innenstadt tranken wir zunächst einen Kaffe und machten uns dann auf die Suche nach etwas zu Essen.
Restaurants waren hier nicht so leicht zu finden, meistens handelte es sich nur um Bars,
in denen man etwas trinken konnten. Schließlich etschieden wir uns für Klapka, aber das Essen war hier
eher mittelmäßig, und die Gemüsebeilage, die sich als zwei Salatblätter entpuppte, kostete 7,- Sk extra...
Zurück im Bootshaus tranken wir den restlichen Wein aus und gingen dann schlafen.
Da das Bootshaus etwas außerhalb von Komarno liegt, ist der Weg zum nächsten Einkaufsladen etwas weit. Dafür
gibt es einen wirklich netten und kleinen Tante-Olga-Laden, der eigentlich alles Wichtige hat und sogar schon
um 05:30 Uhr öffnet, wenn man dem Deich an der Vah entlang folgt und hinter der Staßenbrücke schräg rechts über
den Platz geht. Nach dem Frühstück machten wir uns auf zur Etappe nach Esztergom, um nun endlich den
Dom zu sehen, der eigentlich der Auslöser für diese Fahrt war. Als wir unser Boot zu Wasser brachten, war auch
der Kanuclub bereits aktiv und die ersten vier Athleten der slovakischen Nationalmannschaft in Vierer-Kajak
zum Training unterwegs. Ab Mittag wurde es wieder sonnig. Die Strömung ist hier sehr gering, dafür bietet
die Donau aber landschaftlich wieder ein sehr reizvolles Bild: Während es zunächst noch flach ist, rücken im
Hintergrund die Berge immer näher, insbesondere am Steuerbord-Ufer. Schon einige Kilometer vor unserem Etappenziel Esztergom konnten
wir den großen Dom sehen, der die Donau überragt. Nach unserer Wegbeschreibung sollte der Ruderclub in
Esztergom etwa einen Kilometer weit im Altarm liegen. Wegen des geringen Wasserstandes mußten wir schon
sehr genau hinschauen, um die Einfahrt zum Nebenarm überhaupt zu erkennen. Nach 20 Metern liefen wir dann auch
prompt auf Grund und mußten aussteigen, damit das Boot wieder schwamm. Einige hundert Meter weiter, kurz
hinter der kleinen Brücke, wurde es erneut zu flach zum Rudern. Wie ließen uns jedoch nicht entmutigen und sprangen
erneut aus dem Boot, um uns an den verdammten Muscheln die Füße aufzuschneiden. Wieder einige Meter weiter
war dann ganz Schluß, hier war es nicht nur flach, sondern trocken. Dahinter ging's dann zwar wieder weiter,
aber vor dem Umtragen wollten wir erstmal die Lage klären. Das Haus, das wir zunächst für den Ruderclub hielten,
war jedoch ein reines Wohnhaus --- der Ruderclub war noch einen Kilometer weiter. Das war uns bei diesem
Wasserstand dann doch zu viel, also drehten wir um und ruderten bzw. zogen das Boot wieder aus dem Altarm raus.
Auf der eigentlichen Donau legten wir dann am Zeltplatz an in der Hoffnung, zumindest das Boot dort lassen
zu können. Am rechten Ufer befindet sich sogar ein Zeltplatz-Schild, knapp einen Kilometer vor der im
Zweiten Weltkrieg zerstörten Brücke, deren Pfeiler noch immer im Strom ausharren und auf neue Last warten
(Donau-Handbuch 3, S. 56) --- das Donau-Handbuch (zumindest meine Ausgabe von
1995) ist hier jedoch nicht mehr ganz aktuell, mittlerweile gibt es hier wieder eine Brücke! Zu unserer
Freude stellte sich herraus, daß Zeltplatz und Ruderclub dasselbe sind, der Zeltplatz befindet sich auf dem
Gelände des Ruderclubs. Somit hatten wir durch Glück den Ruderclub gefunden --- jetzt fragen wir uns nur,
warum wir überhaupt in den Altarm einfahren sollten, wenn das Bootshaus genauso gut über die Donau zu erreichen
ist?! Nach dem Duschen gingen wir in die Stadt zum Dom, der ursprünglich einmal größer als der Petersdom in
Rom hatte werden sollen, was der Papst jedoch nicht zuließ. Nun hat er lediglich die viertgrößte Kirchenkuppel
der Welt. Nach dem Besuch des Doms liefen wir durch die Innenstadt, die jedoch nicht viel zu bieten hat.
In einem Restaurant am Ufer aßen wir dann zu Abend, schienen aber dem mürrischen und etwas betrunkenen Kellner
eher eine Last zu sein, die er bedienen mußte, als Kunden, die ihm Gewinn brachten.
Für die heutige Schlußetappe nach Budapest war wieder früh aufstehen angesagt: 05:30 Uhr. Da um diese
Zeit in Esztergom anscheinend (anders als in Komarno) die Geschäfte noch nicht offen haben, dauerte das Besorgen
des Frühstücks etwas länger, so daß wir erst um 08:00 Uhr auf dem Wasser waren. Bei Sonne und recht kräftigem
Wind gingen wir auf's Wasser. Die Berge, die wir gestern eher aus der Entfernung gesehen hatten, waren nun
rechts und links des Ufers. Kurz hinter Esztergom wurde dann erstmalig auf der Donau überhaupt das Wasser
sehr unruhig und kabbelig. Mehrfach mußten wir Ruder-halt machen, um nicht zu viel Wasser zu übernehmen.
Der Wind kam dabei aus allen Richtungen: Die meiste Zeit kam er entgegen, manchmal aber auch von backbord oder
steuerbord, ein oder zweimal hatten wir sogar Schiebewind. Hier begegneten wir auch wieder den Düsseldorfern,
die wir auch schon in Wien und Györ getroffen hatten und die ebenfalls wie wir nach Budapest ruderten. Kurz
vor Visegrad, sozusagen in der Kniekehle des Donauknies, das sich von Esztergom bis Budapest erstreckt, wurden
die Wellen dann wieder ziemlich haarig. Dennoch schafften wir es, ohne wirklich große Wellen zu übernehmen,
an Visegrad und seiner Burg vorbeizugelangen. Hier knickt die Donau, die ansonsten größtenteils ostwärts verläuft,
nach Süden ab. Hinter Visegrad teilt sie sich und umfließt eine gut 30 Kilometer lange Insel. Wir entschieden
uns für den rechten Arm, die Szentendrei-Duna, die etwas schmaler und landschaftlich reizvoller sein soll.
Das Land wird hier schlagartig wieder flach, aber auch das Wasser war wieder ruhig, und so legten wir an,
um ein wenig zu schöpfen. Leider kamen später auch auf der Szentendre-Donau wieder Wellen auf, sowie teils
kräftiger Gegenwird, so daß wir ordentlich kämpfen mußten. Im Künstlerdorf Szentendre legten wir an und machten
Mittagspause. Anschließend schauten wir uns den Ort an, der an sich sehr hübsch ist, leider allerdings
touristisch ziemlich überlaufen. Während der Wind sich vorübergehend etwas legte, um dann wieder aufzufrischen,
kamen eine ganze Menge Gig-Boote, wahrscheinlich aus dem Külker Ruderclub in Budapest, an uns vorbei gerudert.
Die letzten zehn Kilometer bis nach Budapest hatten wir wieder kräftig Wind und Wellen und kamen dann etwas
erschöpft dort an. Nachdem wir unser Gepäck ausgeladen und alles für die Übernachtung geklärt hatten, stiegen
wir wieder ins Boot. Der Külker Ruderclub, der am Anfang der Stadt liegt, sollte uns nur als Quartier
dienen, eigentlicher Zielpunkt war der Spartacus Kayak-Kanoe Klub am anderen Ende der Stadt. Auf diese Weise
konnten wir, sozusagen als Höhepunkt der Tour, auch die Budapester Innenstadt durchrudern. Budapest sehen
heißt, eine der schönsten Verbindungen von Fluß und Stadt erleben. Das Panorama des Donau-Ufers übertrifft
Wien mit dem Donaukanal bei weitem, auch Prag und die Moldau oder London an der Themse, es läßt sich am
ehesten noch mit Paris an der Seine vergleichen, wenn denn ein Vergleich überhaupt zulässig sein soll. Mit
diesen Worten beginnt das Donau-Handbuch 3 (S. 64) seine Beschreibung von Budapest.
Die letzten 15 Kilometer durch Budapest waren anfangs ebenfalls noch sehr wellig, ab der Insel Margit-sziget
beruhigte sich das Wasser aber etwas. Als wir Margit hid durchruderten, erblickten wir bereits das
Parlamentsgebäude auf backbord, auf steuerbord den Palast, sowie die Fischerbastei und die Matthiaskirche ---
ein grandioser Anblick, auch wenn das Parlament leider teilweise von einem Holzgerüst verdeckt war. Durch
die Kettenbrücke und einige weitere Brücken ging es dann zum Südende der Stadt, bis hinter der Eisenbrücke
auf steuerbord der Hafen Lagymanyos abgeht. Am hinteren linken Ende des Hafens befindet sich der Kanuclub.
Beim Versuch dort anzulegen, wurden wir von einem Vereinsmitglied gleich erstmal unfreundlich verscheucht,
bis ein anderer Paddler, der gut Englisch sprach, vermittelte. Nach einigem Zögern wurde uns schließlich erlaubt,
das Boot gegen eine Gebühr von 2000 Ft/Tag dort bis Montag liegen zu lassen, da Manfred es nicht vorher
abholen konnte. (Als Manfred am Montag kam, wollte der Club noch ein zweites Mal kassieren, aber Manfred
weigerte sich.) Während wir noch das Boot putzten, bewölkte es sich immer mehr und fing schließlich an, leicht
zu nieseln. Mit der Beschreibung des freundlichen Sportlers fanden wir mühelos den Weg zum Bus, der uns in
die Stadt brachte. Eine nette Dame im Bus erklärte uns, wie wir mit der Vorortbahn HEV zum Ruderclub kämen.
Von der Haltestelle waren es etwa 20 Minuten Fußweg im dunkeln, die uns ziemlich weit vorkamen, da wir alle
hungrig und von der Etappe erschöpft waren. Am Ufer gibt es dort eine ganze Reihe von Biergärten, in
denen man sich etwas zu Essen und zu Trinken holen kann --- sehr gut, aber nicht ganz billig. Nachdem wir
gegessen hatten und es in der Entfernung bereits blitzte, machten wir uns die restlichen 10 Minuten auf den
Weg zum Bootshaus, wo wir nach dem Duschen um 22:00 Uhr gleich ins Bett fielen. Gegen Mitternacht kam dann
ein kräftiges Gewitter mit starkem Regen, aber wir lagen bereits im Trockenen.
Zum Ruhetag in Budapest gab es zum Frühstück nicht nur Joghurt, sondern auch Brioche. Nach dem Frühstück
brachte uns der 34er Bus zum Bahnhof Aquincum, von wo die HEV ins Zentrum fährt. Margit hid stiegen wir aus
und liefen am Kiraly Bad vorbei hoch zur Fischerbastei, von wo man einen herrlichen Blick über die Stadt hat.
Um die Matthiaskirche drängten sich die Touristen, und so liefen wir an der Burgmauer entlang, um auch einen
Blick in die andere Richtung werfen zu können. Otto und Jonas ließen wir hier in einem Cafe zurück und gingen
zu dritt zum Palast, von wo aus wir die Treppe hinab zur Donau stiegen. Über die Kettenbrücke, die erste Brücke,
die Buda und Pest verband, gingen wir rüber auf das Buda-Ufer, vorbei an der Konzerthalle und durch die Einkaufsstraße
Vaci ut. Eher durch Zufall entdeckten wir den Pariser Hof, eine sehr eindrucksvolle Einkaufspassage. Dann führte
unser Weg uns vorbei am Hotel Astoria zur Synagoge, der größten Europas, die am Samstag natürlich geschlossen
war. Vorbei am Nationalmuseum gelangten wir um kurz vor zwei zu der Markthalle Vasar Csarnok, gerade noch
rechtzeitig, um von dem Trubel dort etwas mitzubekommen, denn um zwei Uhr wurden die Stände geschlossen.
Anschließend trafen wir Jonas und Otto wieder, wobei Otto andere Pläne hatte, und wir nun zu viert weiter zum
Parlament liefen, an der St. Stephans Basilika vorbei zur Andrassy ut, dem großen Boulevard von Budapest.
Hinter der Oper ist das Cafe Eckermann, in dem wir uns einen Kaffee gönnten und die Gelegenheit hatten, deutsche
Zeitung zu lesen, sowie im Internet herauszufinden, daß Marcel Hacker sich leider dem Norweger Tufte geschlagen
geben mußte. Wir folgten dem Boulevard weiter zum Octogon, wo Mojo, den der Hunger und daher auch die schlechte
Laune plagte, einen Burger King entdeckte. Während er und Jonas glücklich ihr Burger King Menü für umgerechnet
2,50 EUR kauten und Mojos Laune wieder merklich stieg, beobachteten wir nebenan ein faszinierendes Puppenspiel,
bei dem es teilweise ganz schön brutal zuging. Vom Octogon aus links lang gelangten wir zum Westbahnhof, gebaut
von Gustave Eiffel, und sahen gleich nebenan die wohl eleganteste McDoof-Filiale der Welt! Ein besonderes Highlight
war natürlich die Kinderdisco im Bahnhof, bei der (es war etwa 17:00 Uhr) hunderte von Jugendlichen Schlange standen. Wäre
die Schlange kürzer gewesen, wären wir vielleicht auch hineingegangen... ;-) Beim Blick in den Bahnhof entdeckten
wir überrascht, daß dort gerade ein Orient-Express stand, der wenige Minuten später aus dem Bahnhof ausfuhr!
Nach dem ganzen Weg durch die Stadt wollten wir nun noch etwas grünes sehen und liefen daher zu der Parkinsel
Margit-sziget. Den Springbrunnen auf dieser Insel erreichten wir exakt um 18:00 Uhr --- gerade richtig, um
den Tanz des Wassers zur Musik mitzuerleben: Der Springbrunnen spuckte Wasser zum Takt vom Radetzky-Marsch
und anderen Stücken! Anschließend trafen wir uns wieder mit Otto an der Kettenbrücke, um gemeinsam etwas
Essen zu gehen. Im Cafe Eckermann hatten wir in einer deutschen Zeitung einen Tip gesehen, der das Pardon direkt
am Ufer bei Lagymanyos hid empfahl. Die Ecke kannten wir schon, da dort ja unser Boot lag, und die Busverbindung
mit dem 86er war uns ebenfalls nicht neu, und so fuhren wir ins Pardon. Nach dem Essen mußte Otto leider
schon wieder aufbrechen, da er ein Sonnenbrillen-Date aufgeschwatzt bekommen hatte. So bekam er leider nichts
mehr von der ungarischen Rockband Venus mit, die ab 21:00 Uhr dort für eine Stunde open-air spielte. Nach der Band gab
es dort noch etwas Disco, dann machten wir uns auf den Heimweg, da es teilweise wieder nieselte und wir auch
nicht genau wußten, wann die letzten Busse und Bahnen fahren würden. Es klappte jedoch alles bestens, und
gegen Mitternacht waren wir dann im Bett --- leider nicht auf den Matratzen, die wir am Vorabend noch hatten
(die hatte uns der Club aus unerfindlichen Gründen weggenommen), sondern nur auf Isomatten. Auch Otto kam nur
wenig später mit dem letzten Zug --- und so ging der Tag des perfekten Timings zu Ende.
Auch am Abschiedstag gab es wieder ein leckeres Frühstück, zu dem diesmal sogar die Sonne schien. Und
da die Düsseldorfer bei ihrer Abreise uns ihre Reste überlassen hatten, gab es sogar wieder Frischkäse und
andere Delikatessen, die der Tante-Olga-Laden hinter dem Bootshaus nicht hatte. Nachdem wir unsere Sachen
gepackt hatten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt, wobei wir alle etwas unterschiedliche Pläne hatten.
Während die anderen zunächst nochmal zum Octogon wollten, hatte mich der Geheimtip des Marco-Polo Reiseführers
verzaubert: Der Skulpturenpark mit Standbildern aus der kommunistischen Zeit. Leider war dieser Park in einem
Vorort von Budapest, und der Reiseführer schrieb auch nicht näher, wie man dort hin gelangt. Die Stadtpläne
an den Budapester Bahnhöfen waren alle derartig beschmiert und zerrissen, daß sie völlig unleserlich waren
und mir leider nicht halfen. Auch Passanten schüttelten ahnungslos den Kopf oder stöhnten nur, daß das sehr
weit sei und schwierig zu erreichen, sofern sie mich überhaupt verstanden. Also gab ich auf und machte mich
stattdessen auf den Weg zur Synagoge. Dort um die Ecke erfuhr ich dann bei einer Touri-Info, wie man zu diesem
Park kommt --- gar nicht so schwer, nur leider dauert es über eine Stunde pro Richtung, und so viel Zeit hatte ich dann
doch nicht. Also besichtigte ich die Synagoge und war überwältigt von ihrer prachtvollen Ausgestaltung im Inneren! Als ich
wieder heraus kam, nieselte es leicht. Mit der U-Bahn Linie 1, der ältesten U-Bahn Kontinentaleuropas, fuhr
ich nach Szechenyi fürdö in den Park, von wo ich über den Heldenplatz mit seinem Denkmal wieder den Boulevard
Andrassy ut erreichte. Als ich am Cafe Lukacs vorbeilief, lockte mich der prunkvolle Innenausbau
dieses Cafehauses hinein, und ich gönnte mir einen Kaffee. Aufgewärmt und gestärkt (es war heute
erstmals relativ kühl), ging ich weiter, da wir uns für 14:00 Uhr wieder vor dem Cafe Eckermann verabredet
hatten. Um allerdings etwas neues kennenzulernen, gingen wir jedoch gegenüber ins Cafe Müvesz, während draußen der
Regen stärker wurde. Anschließend versuchten wir, möglichst trocken zurück zum Ruderclub zu gelangen, um unser
Gepäck zu holen. Außerdem hatten wir jetzt erstmals Grund und Gelegenheit, uns unsere Regenjacken anzuziehen,
die wir bisher nie gebraucht hatten. Mit HEV und U-Bahn fuhren wir vom Club dann zum Ostbahnhof, wo um 17:50 unser EuroNight nach
Berlin fahren sollte. Die letzten Reste Forint wurden am Bahnhof noch schnell in etwas Eßbares umgewandelt,
dann fuhr unser Zug schon ab. Nachdem wir noch einige Reste unseres Proviants aus unserem Freßeimer verzehrt
hatten und unser Waggon in Wien umgekuppelt worden war, klappten wir die Liegen herunter und legten uns schlafen.
Trotz des Ruckelns des Zuges konnten wir halbwegs schlafen und genossen am Montag morgen den Sonnenaufgang aus
der Liege heraus. Das Zugpersonal brachte Brötchen und Kaffe, und kurze Zeit später rollten wir pünktlich um
kurz vor acht Uhr morgens in Berlin-Zoo ein. Als ich zu Hause ankam, zeigte mein Thermometer 12 Grad Außentemperatur
an --- so kalt war es auf der Ruderfahrt nie gewesen! Auch jetzt beim Schreiben des Fahrtberichts regnete es
immer wieder zwischendurch, zur Zeit sind es 15,3 Grad --- wie gut, daß wir zwei Wochen lang auf der Donau
waren!
Dies ist das Ende einer überaus gelungenen Ruderfahrt! Bisher konnte ich das über jede unserer
Ruderfahrten sagen, und es wird auch sicherlich / hoffentlich so bleiben. Jede Ruderfahrt hat etwas
einmaliges, ob es die Prag-Fahrt 2000 war, unsere erste wirklich große
Tour, die Frankreich-Fahrt 2002, bei der wir überall so freundlich
empfangen wurden, oder auch eine der vielen kleineren Fahrten. Diese Donau-Fahrt
aber hatte etwas ganz Besonderes: Es war die Kombination aus einer unglaublich reizvollen und abwechslungsreichen
Landschaft, beginnend mit den Bergen in Österreich, über die schmale, sich schlängelnde Mosoni-Donau, wieder
auf die breite Donau an der Grenze zwischen der Slovakei und Ungarn bis zum Donauknie, als auch den prachtvollen
Städten, wie wir sie auf anderen Ruderfahrten nicht gesehen haben: Angefangen mit Passau und den hübschen Ortschaften
in Österreich, nach Melk, vorbei an vielen Burgen, und schließlich nach Wien, Bratislava, Györ und Budapest,
nicht zu vergessen auch der Dom in Esztergom! Und wann rudert man schonmal auf einer Ruderfahrt durch drei
verschiedene Länder und all deren Hauptstädte? Diese Mischung aus Landschaft, Architektur und Kultur hat diese
Ruderfahrt in meinen Augen einmalig gemacht! Und natürlich hat auch das Wetter mitgespielt: Abgesehen von
dem Gewitter in Ottensheim und den letzten drei Stunden in Budapest hatten wir durchgehend schönes, meist
sonniges und warmes Wetter.
Danken möchten wir insbesondere Manfred Klein für seine Hilfe, Stefan für die Führungen durch Wien und Darius Bekannten für den Besuch beim Heurigen!
Teilnehmer: Darius, Nicolas (FL), Mojo, Jonas, Otto
Information | ||
Streckenbeschreibung: | StreckenInfo.pdf | |
Unterkünfte: | unterkuenfte.txt | |
Kartenmaterial: |
| |
Weitere: | Manfred Klein (Leihboote, Unterkunft Kimle, Organisationshilfe Ungarn): www.ferienhaus-donau.de |
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