Bericht von Nicolas Michael
Die Früh-Regatta in Berlin-Grünau war für uns die erste Regatta der Saison 2006. In der letzten
Saison waren wir auch auf einigen Regatten unterwegs (z.B. Rüdersdorf
und Schwerin), waren aber zumindest im Doppelvierer dort nie erfolgreich.
Damals hatten wir oft wechselnde Besetzungen und konnten wenig gemeinsam trainieren. Im Herbst 2005 haben daher
Yukio, Nils, Robin und
ich uns zusammengefunden, um für die Saison 2006 einen festen Doppelvierer zu
bilden und regelmäßig gemeinsam zu trainieren. Der harte Winter hat uns zwar zu einer langen Pause gezwungen, aber
auch da haben wir uns mit Laufen, Ergo, Kasten und Krafttraining fit gehalten. In Grünau galt es nun, zum ersten
Mal zu ermitteln, wo wir stehen. Unser Schwerpunkt lag dabei auf den beiden Doppelvierer-Rennen am Samstag
und Sonntag. Darüber hinaus wollten wir auch im Doppelzweier etwas Erfahrung sammeln (hier meldeten wir Nils
einmal mit Robin und einmal mit Yukio), und ich wollte auch wieder im Einer an den Start gehen.
Die Doppelvierer-Rennen waren an beiden Tagen das jeweils letzte Rennen des Tages. Da meine Einer-Rennen beide Male sehr früh morgens lagen, war ich damit an beiden Tagen über 10 Stunden auf der Regattastrecke. Robin, Nils und Yukio kamen dann am Nachmittag dazu, um ihre Doppelzweier-Rennen auszufahren. Schon am Samstag präsentierte sich die Regattastrecke Grünau in ungewohnt positivem Licht was die Wasserverhältnisse betraf: Es war kaum Wind und daher relativ ruhiges Wasser, das nur durch vorbeifahrende Boote und deren vom Ufer reflektierte Wellen in Unruhe gebracht wurde. Die Temperaturen waren angenehm mild, und das Wetter war weitestgehend in Ordnung: Am Samstag gab es zwar über Mittag etwas Nieselregen, aber es gab auch sonnige Abschnitte. Der Sonntag war durchweg freundlich und trocken.
Das erste Rennen der Regatta fuhr ich im Masters-Einer der Männer über 1000m, mein erstes Masters-Rennen im Ruderboot überhaupt. In Altersklasse A hatten 10 Ruderer gemeldet, die in zwei Abteilungen zu je fünf gestartet wurden. Ich fuhr als Startnummer 4 in der ersten Abteilung. Der Start verlief ganz gut, aber das Rennen war etwas zäh, zumal auch das Wasser doch nicht so ruhig war, wie es aussah. Potsdamer Germania Boot 1 konnte sich gleich nach dem Start etwas absetzen. Wiking Berlin und Potsdamer Germania Boot 2 lagen nach 500 Metern bereits hinten. Dazwischen spielte sich der Zweikampf zwischen mir und Matthias Stein vom WSV Königs-Wusterhausen ab, der etwas vor mir lag. Bis zur 750-Meter-Marke konnte ich mich an ihn heranschieben und war fast gleichauf, doch kurz vor dem Ziel hatte ich seinem Endspurt nicht mehr viel entgegensetzen und mußte ihn ziehen lassen. Mit einer Zeit von 3:59 min kam ich mit knappem Abstand auf Matthias als drittes Boot ins Ziel. Auch wenn ich das Gefühl hatte, mein Können in dem Rennen nicht optimal umgesetzt zu haben, war ich mit der Platzierung doch zufrieden, zumal sich später herausstellte, daß ich in der deutlich schnelleren der beiden Abteilungen gestartet war.
Am Nachmittag erschienen dann Nils und Robin auf der Regattastrecke, um sich auf ihr Rennen
im Männer-Doppelzweier über 1500m vorzubereiten. Ursprünglch wollte ich mit Robin einen Masters-Doppelzweier
fahren, doch das paßte leider zeitlich nicht. Im Training saßen Nils und Robin nur zweimal zusammen im Doppelzweier,
ansonsten hatten wir nur im Doppelvierer trainiert. Es ging also weniger darum zu gewinnen, sondern eher
daraum, Rennerfahrung zu sammeln und schonmal für den Doppelvierer warm zu werden. Am Start waren drei Boote:
Pirna, Ägir und wir. Über den Rennverlauf kann ich nicht viel berichten, da ich nicht mit im Boot saß und das
Geschehen nur von der Tribüne verfolgte. Als sich die Boote dem Ziel näherten, führte Pirna, dann kamen Nils und
Robin, den Schluß bildete Ägir. Zwischen den Booten lagen jeweils zwei bis drei Bootslängen. Nach 5:55 min waren Nils und Robin als
zweites Boot im Ziel. Obwohl das Rennen nach ihrer Aussage nicht besonders gut lief, waren sie doch der Meinung,
das es eine gute Erfahrung gewesen sei. Gerade Robin war auch am nächsten Tag der Ansicht, daß er durch dieses
Rennen gut in Schwung für das Doppelvierer-Rennen gekommen war.
Der Doppelvierer der Männer über 1500m war das letzte Rennen des Tages. Der Wind hatte sich total gelegt, und Boote waren auch nicht mehr unterwegs, so daß sich Grünau von seiner besten Seite zeigte. Gemeldet hatten vier Mannschaften: Rotation Berlin stellte zwei Boote (Bahn 1 und 4), auf Bahn 2 startete Beeskow, und wir lagen auf Bahn 3. Als die Ampel von rot auf grün sprang, saßen die Startschläge gut, danach noch 10 und dann der Streckenschlag. Wir lagen gut im Rennen. Rotation Boot 1 lag eine Luftkastenlänge vorn, wir und die anderen beiden Boote gleichauf. Es lief einfach toll. Das Training seit Oktober hat sich also bemerkbar gemacht. Wir hatten das Gefühl, daß jeder Schlag saß, und konnten ab der Streckehälfte immer mehr Wasser zwischen uns und Beeskow sowie Rotation Boot 2 bringen. Nur Rotation Boot 1 lag noch immer einen Luftkasten vor uns. So näherten wir uns dem Ziel. Auf den letzten Metern setzte Rotation Boot 1 zum Spring an, doch wir paßten in dem Augenblick nicht genau auf und merkten zu spät, daß sie uns davonfuhren. So wurden wir mit gut einer halben Bootslänge von Rotation Boot 1 geschlagen und kamen in einer Zeit von 5:00 min als zweite ins Ziel, mit gutem Abstand auf die anderen beiden Boote. In dem Augenblick war uns aber egal, daß wir nicht gewonnen hatten, denn wir waren ein tolles Rennen gefahren, das einfach Spaß gemacht hat!
Nach dem Herausnehmen des Bootes und dem Duschen verließen wir als eine der letzten Mannschaften das Regattagelände und machten uns auf den Weg zu einem Italiener, den Yukio empfohlen hatte. Er lag direkt gegenüber seiner Wohnung in Neukölln und bot reichhaltige Suppen und Nudelgerichte für einen erstaunlich günstigen Preis. Hier unterhielten wir uns noch eine ganze Weile, bevor wir nach Hause fuhren, um uns auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Auch am Sonntag war mein Einer-Rennen eines der ersten des Tages. Da es am Sonntag kein Masters-Rennen gab, hatte ich für den leichten Einer der Männer gemeldet. Dieses Rennen wurde über 1500m ausgetragen. Am Start waren vier Boote: Werder, Hildesheim, BRC Ägir und ich. Vom Start weg lief dieses Rennen aus meiner Sicht richtig gut, ich fühlte mich wesentlich besser als am Vortag, obwohl es zwischendurch von Motorbooten etliche Wellen gab, die das schmale Skiff zum schaukeln brachten. Allerdings mußte ich anerkennen, daß es zwei Ruderer gab, die deutlich stärker waren als ich: Raik Dittrich (Werder) führte dieses Feld deutlich vor Holger Schlünzen (Hildesheim), der wiederum auf mich über eine Bootslänge Vorsprung hatte. Der Ruderer von Ägir dagegen lag bereits nach dem Start etwas hinter mir, und diesen Abstand baute ich im Verlauf des Rennens weiter aus. Ins Ziel kam ich dann als drittes Boot mit einer Zeit von 6:05 min. Im Vergleich zu dem Masters-Rennen über 1000 Meter gefiel mir die 1500-Meter-Distanz besser, da ich anscheinend meistens etwas ruhiger starte und dann über die Strecke erst richtig warmlaufe.
Am Nachmittag war wieder der Doppelzweier dran. Diesmal saß Nils mit Yukio im Boot. Auch sie
waren vorher nur zweimal zusammen Doppelzweier gerudert, so daß dieses Rennen wie das am Vortag vor allem zum
warm werden dienen sollte. Vier Boote hatten gemeldet, neben uns waren dies Radebeul, Rotation Berlin und
Rüdersdorf. Im Ziel hatten die siegenden Rüdersdorfer einen deutlichen Vorsprung, es folgte das Boot aus
Radebeul. Als drittes kamen Nils und Yukio mit einer Zeit von 6:02 min deutlich vor Rotation Berlin ins Ziel.
Als letztes Rennen der Regatta stand unser Männer-Doppelvierer über 1500m auf dem Programm --
das Rennen zum Wannsee-Pokal.
Am Start waren Pirna (Bahn 1), BRC Ägir (Bahn 2), wir (Bahn 3) und Beeskow (Bahn 4). Die Mannschaft aus Beeskow
kannten wir schon aus dem Rennen vom Vortag -- gestern hatten wir sie um anderthalb Bootslängen geschlagen. Der Start klappte gut.
Soweit ich das aus den Augenwinkeln sehen konnte, war Beeskow etwas vorne -- wir lagen mit den drei anderen
Booten gleichauf. Das Wasser war heute leider nicht so glatt wie gestern, so daß es ab und zu schonmal etwas
spritzte. Dennoch lief das Boot gut, und mit der Zeit konnten wir uns immer mehr von Ägir absetzen. Beeskow
dagegen, die wir gestern noch geschlagen hatten, wollten es heute wohl wissen und lagen etwas vor uns. So verlief
das Rennen bis kurz vor das Ziel. Dieses Mal sollte uns aber nicht der gleiche Fehler wie gestern passieren, daß wir den Sprint am Ende verschlafen, das hatten
wir uns vorgenommen, und so kündigte Yukio etwa 250 Meter vor dem Ziel den Sprint an. Wir mobilisierten nochmal
alle Kräfte und konnten immer näher an die Beeskower heranrudern. Mit jedem Schlag kamen wir näher, doch
leider kam das Ziel schneller näher als wir, und so fehlten uns letztendlich drei Zehntel Sekunden auf den zweiten
Platz -- uns blieb mit einer Zeit von 5:12 min der dritte Platz. Trotzdem, es war ein gutes Rennen, das auf
den letzten Metern nochmal richtig spannend wurde.
Grünau war für uns ein guter Auftakt in die Saison. Zwei zweite Plätze, zwei dritte Plätze -- teilweise dicht an den Siegern dran, immer auch einige Mannschaften hinter uns. Auch wenn es für einen Sieg diesmal nicht gereicht hat: Vor allem unsere Leistung im Doppelvierer hat sich gegenüber der letzten Saison deutlich verbessert. Es hat sich gelohnt, daß wir uns schon im Herbst zusammengefunden haben. Dies war der erste Test -- jetzt stehen noch weitere Regatten in dieser Saison vor uns, auf denen wir uns noch weiter steigern wollen.
Rennen | Bezeichnung | Distanz | Mannschaft | Boote | Platzierung | Zeit |
---|---|---|---|---|---|---|
3 | MM 1x | 1000m | Nicolas | 5 | 3. | 3:59 min |
54 | SM 2x | 1500m | Robin, Nils | 3 | 2. | 5:55 min |
68 | SM 4x- | 1500m | Yukio, Nils, Robin, Nicolas | 4 | 2. | 5:00 min |
84 | SM 1x LG | 1500m | Nicolas | 4 | 3. | 6:05 min |
120 | SM 2x | 1500m | Nils, Yukio | 4 | 3. | 6:02 min |
145 | SM 4x- | 1500m | Yukio, Nils, Robin, Nicolas | 4 | 3. | 5:12 min |
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