Bericht von Nicolas Michael
Die Guten sind historisch gesehen immer Skuller gewesen. Kern der Trainingsmannschaft war über all die Jahre
eine Doppelvierer-Mannschaft. Natürlich sind wir auch immer mal wieder geriemt, etwa Steffen und Nils 2006 bei
RuW und QdB oder ich in
Californien, meist stand aber das Skullen im
Vordergrund. Diesen Sommer aber haben wir, angeregt durch Nils, im Juli und September zwei Monate lang uns
hauptsächlich auf das Riemen konzentriert -- erst im Vierer, dann vor allem im Zweier, und mit dem
Wiedereinstieg von Yukio ins Training schließlich wieder im Vierer. Zusätzlicher Anlaß für das Riemen war auch
meine Entzündung im linken Handgelenk nach dem Hamburger Staffelrudern:
Das Riemen auf Backboard belastete das Handgelenk weniger als das Skullen.
Anfang Oktober finden jedes Jahr die Langstreckenregatten Rund um Wannsee und Quer
durch Berlin statt. In den vergangenen Jahren waren wir bei diesen
Wettkämpfen in Gigbooten meist siegreich gewesen. In diesem Jahr wollten wir daher nicht den vermeintlich
leichteren Weg eines Gigboot-Rennens mit guten Siegchancen gehen, sondern die Herausforderung im Rennboot
suchen. Für Quer durch Berlin kam damit nur der gesteuerte Männer-Vierer in Frage, also ein Riemenboot.
Da wird den Sommer über recht viel geriemt waren, wollten wir also unser Glück mal im Riemen-Vierer versuchen,
wohl wissend, daß unsere Riemen-Technik noch nicht auf dem Niveau unserer Skull-Technik ist. Beim Proberudern
der Tokyo, unseres einzigen gesteuerten Riemen-Vierers im Mastersbereich, stellten wir schnell fest, daß wir
für dieses Boot deutlich zu leicht waren: Die Tokyo, die eher für ein Durchschnittsgewicht von 100 Kg gebaut
ist, lag bei weitem nicht so gut und ruhig im Wasser wie die ungesteuerten Vierer, die wir im Training
gerudert waren. Mit Auslegern und Dollen ganz tief geriggert ließ sich das Boot einigermaßen rudern, war aber
bei unserem Gewicht deutlich kippliger als z.B. die Finale. Als wir am Donnerstag die Tokyo verluden und uns
gerade eine Cox-Box organisieren wollten, mußten wir feststellen, daß jemand (vermutlich am Mittwoch für RuW)
die Lautsprecher aus dem Boot ausgebaut hatte. Der Vorstand wußte von nichts. Eine Frechheit, wie hier irgendjemand
sich eigenmächtig aus anderen Booten bedient und uns damit die Chance nimmt, unseren Steuermann im Rennen
vernünftig zu verstehen. Leider ließ sich der Verbleib der Lautsprecher bis zum Rennen nicht mehr klären, und
Ersatz war nicht in Sicht, so daß wir ohne Cox-Box ins Rennen mußten.
Yukio war einen Tag vor Quer durch Berlin wieder aus Californien zurückgekehrt, so daß
unsere Mannschaft wieder komplett war: Im Bug saß Steffen, das Mittelschiff
bildeten Yukio und Leif, und Nicolas nahm die
Schlagposition ein. Als Steuermann mit nahezu idealem Gewicht von ca. 58 Kg konnten wir Julius Kühn gewinnen.
In unserem Rennen Nr. 5 (SM 4+ A/B) hatten neben uns noch zwei weitere Mannschaften, RG Wiking und Rgm. Rotation
Berlin/RC Tegel gemeldet. Während wir Rotation/Tegel schon im Vorfeld als sehr stark einschätzten, war unser
Minimalziel, zumindest Wiking zu schlagen, auch wenn wir natürlich mit der Hoffnung auf den Sieg an den
Start gingen.
Zum Start unseres Rennens um 14:35 Uhr fanden sich jedoch außer uns nur die Mannschaft Rotation/Tegel ein -- die Wikinger waren nicht gekommen. Bei relativ ruhigem Wasser, wenig Wind und angenehmen Temperaturen wurden wir als erstes Boot unseres Rennens auf die knapp 7000 Meter lange Strecke geschickt. Rotatio/Tegel startete etwa 20 bis 30 Sekunden hinter uns.
Die ersten 3500 Meter lief es ganz gut: Bei Schlagzahl 28 konnten wir mit ordentlichem Druck unsere Verfolger lange Zeit recht gut halten. Auch technisch lief es verhältnismäßig gut -- zumindest wenn man bedenkt, daß Riemen eigentlich nicht unsere Disziplin ist. Julius steuerte uns sicher auf Ideallinie über die Spree und trieb uns kräftig an -- leider natürlich ohne Cox-Box, so daß bei mir im Heck nur wenig von seinen Ansagen ankam.
Langsam aber sicher kamen Rotation/Tegel näher heran. Zur Streckenhälfte waren sie mit uns gleichauf -- hatten also bereits 20-30 Sekunden gutgemacht -- und zogen mit einem kräftigen Zwischenspurt an uns vorbei.
Mit steigender Erschöpfung wurde auf der zweiten Streckenhälfte unsere Technik allmählich unsauberer. Die Schlagzahl hielten wir zwar konstant bei 28 und versuchten auch, den Druck aufrecht zu erhalten, aber es machte sich jetzt bemerkbar, daß unsere Technik im Riemen noch nicht so ausgefeilt ist, denn wir verloren auf Rotation/Tegel immer mehr. Während sie uns auf den ersten 3500 Metern nur knapp eine halbe Minute abgenommen hatten, waren es auf den zweiten 3500 Metern dann etwa eine Minute.
Auf den letzten 2000 Metern steigerten wir den Druck nochmal etwas, und auf den letzten 1000 Metern versuchten wir, auch die Frequenz noch einmal nach oben zu pushen. Nach 27:33 Minuten erreichten wir schließlich das Ziel am Haus der Kulturen der Welt.
Jonas, der uns dieses Jahr wieder vom Ufer aus unterstützt
hatte, erwartete uns bereits am Steg. Er hatte nicht nur unsere Sporttaschen für uns vom Start zum Ziel gebracht,
sondern auch von den Brücken aus uns angefeuert und die Fotos in diesem Bereicht geschossen.
Nach dem Abriggern und Verladen des Bootes hatten wir noch einen Auftrag: Wir mußten den zweiten Hänger, der noch am Start stand, abholen und zum Ziel bringen. Nachdem dies erledigt war und wir nach einigem Suchen schließlich einen Stellplatz gefunden hatten, konnten wir endlich etwas entspannen.
Nach langem Warten begann schließlich die Siegerehrung sich langsam und zäh über die Sportler zu ergießen. Wenn wir in dem Tempo gerudert wären, wie die Siegerehrung vorgenommen wurde, dann wären wir noch jetzt auf der Strecke. Nachdem unsere Gegner in Rennen 5 geehrt waren, ging auch ich nach Hause. Rotation/Tegel hatten die Strecke in genau 26:00 Minuten absolviert und waren damit ziemlich genau anderthalb Minuten schneller als wir. Hier erfuhr ich auch, daß die Wikinger, die für unser Rennen gemeldet hatten, anscheinend umgemeldet hatten und im Masters-Gig-Vierer m.St. gestarten waren. Dort hatten sie in 29:53 Minuten den dritten Platz belegt -- recht gut möglich, daß wir sie geschlagen hätten, wenn sie wie gemeldet in unserem Rennen gestartet wären. So ist unser zweiter Platz leider auch ein letzter Platz. Insgesamt ist unser Abschneiden so lala, nicht wirklich sehr gut, aber auch nicht ganz schlecht -- eigentlich ganz ok. Für weitere Riemen-Rennen müssen wir unsere Technik noch verbessern -- also hauptsächlich mehr Routine im Riemen bekommen. Mit einer besseren Technik hätten wir vermutlich durchaus eine Minute schneller sein können. Für eine Sieg hätte das vermutlich aber nicht gereicht -- unsere Gegner von Rotation/Tegel waren -- wie auch erwartet -- wirklich gut.
Nicolas, Leif, Steffen und Yukio
Rennen | Bezeichnung | Distanz | Mannschaft | Boote | Platzierung | Zeit |
---|---|---|---|---|---|---|
5 | SM 4+ A/B | 7 km | Steffen, Yukio, Leif, Nicolas und Julius (St.) | 2 | 2. | 27:33 min |
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